Woche 1 | 08.06.19 - 16.06.19

Samstag - Ankunftstag

Wir sind Samstag um 10 Uhr von Berlin aus nach Brüssel geflogen. Der Flug war eine halbe Stunde verspätet und hat sich dann eher wie eine Achterbahnfahrt angefühlt. Danach lief aber alles glatt. Wir haben schnell unser Gepäck bekommen und konnten innerhalb von 20 Minuten unseren Zug nach Antwerpen Centraal nehmen. Die Tickets für die Bahnfahrt von Brüssel nach Antwerpen hatte Anne vorher in einer deutschen Bahn Filiale besorgt, was ich sehr praktisch fand, da wir uns so nicht mit den Ticket-Automaten in Brüssel auseinandersetzen mussten.

In Antwerpen angekommen, warteten wir auf Zahra, unserer Koordinatorin vor Ort, mit der wir in den Wochen zuvor schon viel E-Mail Kontakt hatten.

Zahra ist eine sehr herzliche, offene und junggebliebene Frau voller Energie. Sie umarmte uns, nahm uns einen Koffer ab und führte uns schnell durch das Chaos der Zentral-Station hindurch zu unserer Unterkunft.

Dort trafen wir einen der zwei Landlords (so nennt man die Besitzer der Unterkunft), der uns alles zeigte.

Für die erste Nacht mussten wir im 3. Stock in einem Doppelstockbett schlafen. Das war nicht gerade sonderlich angenehm, aber in der Unterkunft waren 4 weitere Austauschschüler aus Spanien, die erst am nächsten Tag zurück geflogen sind.

Wir haben an dem Tag nur noch unser gemietetes Bettzeug bei Zarah abgeholt, unser Bett bezogen und sind schlafen gegangen.

 

Sonntag - der erste richtige Tag

Nach unserer ersten etwas unruhigen Nacht haben wir gefrühstückt und uns, nachdem die anderen Azubis ausgezogen sind, unsere Zimmer ausgesucht.

Die jeweils zwei Zimmer in der 1. und 2. Etage sehen eigentlich exakt gleich aus - ein Einzelbett, ein Schreibtisch mit Klappstuhl, ein offener Schrank und ein kleines (wirklich sehr  kleines) Waschbecken. Jedoch ist die einzige Toilette im 2. und die einzige Dusche im 1. Stock.

Um unsere schweren Koffer nicht die enge Wendeltreppe über zwei Etagen hoch schleppen zu müssen, entschieden wir uns für die 1. Etage.

Der Baustil hier erinnert mich stark an die Niederlanden. Schmale, hohe Häuser mit mindestens 3 Etagen.

Zurück zu unseren Zimmern: wir (typisch deutsch) fingen erstmal an alles zu putzen und räumten dann unsere Koffer aus.

Als wir damit fertig und zufrieden waren, schlenderten wir durch unser Viertel, gingen in tolle kleine moderne Lädchen, tranken Kaffee und aßen Kuchen  im "5 Minutes to Paris" in dem wir direkt eine Gruppe deutscher Frauen trafen und uns nett unterhielten. Sie kamen aus Köln und sind für einen Tag nach Antwerpen gefahren, da sie nur zwei Stunden von dort aus brauchten.

Abends kochten wir das erste Mal zusammen und schmiedeten Pläne für den nächsten Tag.

 

Montag - Pfingstmontag / ein weiterer freier Tag

Am Montag hatten wir einen ganz tollen Sightseeing-Tag.

Wir haben uns zuerst den Groenplaats in unserer Nähe und den Grote Markt angeschaut. Dort befindet sich die Liebfrauenkirche, in der wir ermäßigt 4 Euro Eintritt bezahlt haben, der sich voll und ganz gelohnt hat. Ich bin schon wirklich viel rum gereist und habe viele Kirchen gesehen, aber diese hat mich am meisten beeindruckt. Zu dem ich es nicht kannte, dass in einer Kirche in der Mitte Kunstgemälde der lokalen Handwerksgilden (und eine moderne Skulptur) ausgestellt werden.

Das mit dem ermäßigten Eintritt finde ich hier übrigens sehr gut geregelt. Hier muss man keinen Studenten-Ausweis oder ähnliches vorzeigen, sondern alle von 18 bis 26 erhalten ermäßigten Eintritt.

Nach der Liebfrauenkirche sind wir zum Fluss gelaufen und dort mit einem Riesenrad gefahren.

Danach sind wir durch den St. Annatunnel, unter der Schelde (Fluss) durch, auf die andere Seite gelaufen und haben uns dort in der Natur auf eine Bank gesetzt und rüber zur anderen Seite geschaut. Hier ist es sehr still und perfekt für eine Auszeit von der Stadt.

Wir sind dann zurück zur Altstadt gelaufen und haben die berühmten belgischen Pommes bei Frituur Nr. 1 gegessen - waren aber leider etwas enttäuscht. Es waren normal gute Pommes, aber nichts besonderes.

Im Anschluss gingen wir kurz nach Hause, holten unsere Wäsche, nahmen uns ein Buch mit und setzten uns in die Wasbar.

Ein sehr moderner Waschsalon mit integriertem Café. Es ist dort alles etwas teurer und eine Ladung Wäsche kostet 5 Euro, aber das ist hier anscheinend normal.

 

Dienstag - erster Arbeitstag

 Am Dienstag fuhren wir mit der Tram zur Arbeit. Die Firma ist etwas weiter draußen in einem Industriegebiet, aber gut zu erreichen.

Der "große" Chef und seine Frau führten uns herum und zeigten uns die Lagerhalle und die verschiedenen Produkte die sie ankaufen und verkaufen.

Später kam noch unser zuständiger Chef bzw. Praktikumsleiter dazu und gab uns ein paar mehr Informationen. 

Den Tag verbrachten wir damit uns mehr über die verschiedenen Abteilungen und Produkte zu informieren und sie auf dem deutschen Markt zu vergleichen.

Abends gingen wir einkaufen für die Woche und kochten uns Abendbrot.

 

Mittwoch - der chaotischste Tag

Heute hat es auf dem Weg zur Arbeit geschüttet. Das Wetter in Belgien ist sehr unbeständig. Wir haben öfter am Tag ein paar kurze Regenschauer, aber es scheint auch oft die Sonne und es sind meistens angenehme 20 Grad.

Da unser Chef (= Praktikumsleiter) jeden Tag aus Brüssel kommt und heute ein Unfall auf der Autobahn war, kam er viel zu spät und eine andere Mitarbeiterin hat uns zum Glück die Tür aufgeschlossen.

Unser Chef war heute alleine und hatte sehr viel Stress und leider kaum Zeit für uns.

Wir haben den ganzen Tag Recherchen über Antwerpen gemacht, bis unser Chef uns nachmittags endlich in unsere Aufgabe für die nächsten Tage einführte.

 

Donnerstag - das erste mal richtig arbeiten

Wir haben den ganzen Tag Excellisten zu potentiellen Handelspartnern erstellt und nach Kategorie und Land sortiert.

Dann haben wir mit unserem Chef gesprochen und er hat uns die Laptops mitgegeben, um Freitag Home Office machen zu können.

Abends haben wir wie jeden Tag zusammen gekocht.

 

Freitag - Schaffenstag

Morgens waren wir für das Wochenende und die darauffolgende Woche bei Aldi einkaufen. Zum Glück hat uns unsere Koordinatorin erzählt, dass es einen in unserer Nähe gibt. Die anderen Läden sind hier ganz schön teuer.

Dann sind wir schnell zum Waschsalon.

Als wir wieder zu Hause waren, haben wir uns an unsere Schreibtische gesetzt und an die Arbeit gemacht... Weiterhin Excellisten erstellt und ausgefüllt.

Abends haben wir uns dann fertig gemacht und sind in die Bar "Dirty Rabbit" gegangen, die bekannt für ihre Tequila-Cocktails sind.

Nach einem Drink haben wir einen weiteren Versuch mit belgischen Pommes gewagt, die uns jedoch auch nicht umgehauen haben.

Wir sind nach unserem Abend-Snack durch das Diamantenviertel hindurch nach China Town und durch das Rotlichtviertel mit unseren heute ausgeliehenen Fahrrädern gefahren.

Randinformation: Wir haben uns bei Swapfiets ein Fahrrad für 15 Euro im Monat ausgeliehen. Die Fahrräder wurden sogar geliefert.

Überhaupt ist der Kundenservice sehr gut und man hat keine Begrenzung, man kann so lange und so viel im Monat fahren wie man will. 

 

Samstag - Sightseeing & Ausgehtag

Wir haben uns heute das Rubenshaus angeguckt - wunderschön! Sehr empfehlenswert und der Eintritt kostet ermäßigt nur 6 Euro. Unbedingt die deutsche Broschüre mitnehmen. Darin sind die Gemälde und Ausstellungsstücke mit Hintergrundgeschichte beschrieben und nummeriert.

Danach waren wir noch schlendern und shoppen, da wir um 16.30 ein Ticket für "De Ruien" hatten.

Das sind die Unterwelten von Antwerpen.

Bei der Tour fährt man im dunkeln, mit wenig Lichtern und bei eher unangenehmen Geruch für 10 Minuten durch die Kanäle unter der Stadt. Etwas unspektakulär ehrlich gesagt.

Abends waren wir dann auf einer Open-Air Veranstaltung des Techno-Clubs Vaag, die ab 0 Uhr nach drinnen verlegt wurde.

Wir haben draußen eine Gruppe toller Menschen kennen gelernt, mit denen wir hoffentlich nächstes Wochenende was machen.

Es war unbeschreiblich! Echt toll und super gute Techhouse-Musik.

 

Sonntag - Ausschlaftag

Heute haben wir das erste mal wirklich ausgeschlafen und uns keinen Wecker gestellt.

Nachdem wir wieder mehr Energie hatten, sind wir Waffeln mit Sahne und Erdbeeren essen gegangen im Creme de la Creme am Groete Markt. Sehr lecker! Dort spielte ein modernes Orchester mit Blasinstrumenten und einer Trommel Balkan-ähnliche Rhythmen und hatte den Spaß ihres Lebens. Ein ähnliches Orchester hatten wir schon gestern in der Nähe des Rubenshaus gesehen. Das gefällt mir hier wirklich mit am besten am Wochenende.

Auf dem Heimweg sind wir noch an einem Antiquitätenmarkt vorbei gefahren, haben unsere Fahrräder angeschlossen und sind hinüber geschlendert.

Ich habe einen Ring, (lustigerweise) Goethes Liebesgedichte auf Deutsch und ein Geschirrset aus den 50er Jahren ergattert.

Ich habe einfach eine Schwäche für Gedichte und Vintage.

 

- Caro -